Behandlung traumatischer ErfahrungenTrauma

Der Begriff der Traumatisierung gehört mittlerweile zu den gängigen Superlativen, denen sich jeder bedient und jeder glaubt sie zu Recht zu benutzen. Diese inflationäre Benutzung des Begriffes, wertet bedrohliche Erlebnisse auf etwas Gewöhnliches ab und verharmlost sie.

Unter dem unspezifischen Begriff des  Traumas wird eine schwere seelische Verletzung gemeint, hervorgerufen durch ein belastendes Erlebnis, das aus Sicht des Betroffenen lebensbedrohlich ist.
In der Regel entstehen Angst, Ohnmacht und starke Hilflosigkeit, die zu drei unterschiedlichen Reaktionen führen können, wie Flucht, Kampf oder Erstarren.

Finden solche schlimmen Erfahrungen über einen längeren Zeitpunkt statt, können die Ereignisse immer weniger gut verarbeitet werden und können sich persönlichkeitsverändernd auswirken.
Je früher im Leben eines Menschen  dieser Zustand beginnt (vorgeburtlich bis in die ersten 18 Lebensmonate andauernd) um so gravierender und fast unkorrigierbar sind die darauf folgenden Persönlichkeitsveränderungen.(Depressionen, Schizophrenien, Bindungsstörungen, Identitätsstörungen, Verdauungsprobleme, später Herzinfarkte, Allergien, Leistungsstörungen..u.a.)
Auch Belastungen wie jahrzehnte langem Schulmobbing oder andere Formen des pathologisierenden Beobachtens (Lehrer, Eltern, Erzieher, Verwandte, Nachbarn, Gutachter…)  kann zu solchen Störungen führen.

Jede bedrohlich-belastende Situationen wird aus Sicht des Betroffenen beurteilt und ist daher individuell und unspezifisch.

Erst wenn die seelische Verletzung nicht zu heilen scheint und so belastend ist, wie zu Beginn, kann man von einem „seelischen Trauma“ sprechen.
Die Folgen sind oft schwere Post traumatische Belastungsstörungen (PTBS) die sich in Depressionen, Angststörungen, Panikerkrankungen, Essstörungen, Aggressionen und Suchterkrankungen ausdrücken können.

Die dissoziative Identitätsstörung oder auch komplexen Traumafolgestörungen bilden sich oft erst nach langem Erleben in lebensbedrohlichen und belastenden Situation aus.

Eine Traumastörung kann man erst dann behandeln, wenn die Schädigende Situation beendet ist und nicht weiter anhält, wenn der Betreffende sich nicht mehr in den destruktiven, sozial abwertenden lebensbedrohlichen Situationen befindet.

Das erscheint logisch zu sein, aber so leicht wie es sich logisch anhört, ist es in aller Regel nicht zu beenden.
Wir leben ja alle in Parodoxien und Ambivalenzen verstrickt. Eine lebensbedrohliche Situation kann zugleich eine nährende und lebenserhaltende Komponente haben. Meist ist die Veränderung der schädigenden Situation, die Neusortierung der Lebensumstände genauso schwierig zu erreichen, vergleichbar mit Trennungen  von angenehmen Situationen.

Der Anfang einer Traumabehandlung ist zuerst jede einzelne Situation in ihrer Besonderheit und in ihrem Umfang kennen zu lernen, zu verstehen,  nachzuempfinden, gut zu heissen,  bevor erst langsam Veränderung möglich wird.

Jede noch so schlechte Situation hat ihre Berechtigung und guten Seiten. Erst wenn das Gute im Schlechten erkannt und akzeptiert werden kann, kann man es vielleicht eintauschen gegen eine andere neue Situation mit anderen guten und schlechten Seiten. Denn jede Veränderung bringt nicht nur eine Verbesserungen, sondern auch erstmal eine Verschlechterung mit sich…

Oft hält man sich am Althergebrachten, am Bekannten fest, statt sich dem Neuen zu öffnen, aus Angst es könnte noch schlechter werden, als das, was man bereits kennt….

Es erfordert viel Mut und Kraft sich dem alten Unangenehmen zu stellen und gleichzeitig auch dem Neuen zu zuwenden und in anderer Weise sich dem Unbekannten und Unangenehmen zu stellen. Manchmal sind  hierzu auch rechtliche Schritte notwendig.

Diese Vorarbeit ist notwendig und gehört mit zur Traumatherapie um überhaupt mit der Verarbeitung dessen beginnen zu können.

Bei der Verarbeitung der traumatischen Ereignisse gibt es Selbstheilungskräfte, die jeder in sich trägt und die jeder unterschiedlich stark für sich selber aktualisieren kann. Hilfreich sind dabei positive soziale Kontakte, Spiritualität, kreative Tätigkeiten, Phantasie, Musizieren und sportliche Aktivitäten und auch Schlaf.

Manchmal ist es besonders schwer auszuhalten und in unserem begrenztem Umfang mitanzusehen in welchen unangenehmen, unwürdigen Lebensbedingungen Kinder gross werden müssen. Oft ist der Impuls aussenstehender Beobachter, dass sie das, also für sie aus ihrer Sicht, was sie als schlechte Zustände für die ohnmächtigen Kindern halten, verändern zu wollen!

Jeder Versuch in diese Richtung, der nicht selber von den Betroffenen selbst gewählt und gewollt und initiert wird, kann destruktive schlechtere Veränderungen, die nicht beabsichtigt waren und alles nur noch schlimmer machen, mit sich bringen!

Hilfe ist daher meist die Hilfe zur Selbsthilfe, das Bestärken von Fähigkeiten und nicht das Bedauern von Defiziten und ist IMMER sehr individuell und situationsbezogen!

Geben Sie nicht auf, wir werden gemeinsam Wege und Lösungen suchen und vielleicht auch finden, die helfen können.

mehr lesen