Medikamentöse Therapie

In der Behandlung/Beratung habe ich eine systemisch-organisatorische Perspektive und vermeide pharmakologische Behandlungen.

Dennoch sind sie ein wichtiger Bestandteil in der medizinischen Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen und auch sozialen Verhaltensauffälligkeiten. Meist ist eine medikamentöse Therapie nur in Ausnahmesituationen und -fällen notwendig (z.B. bei sehr bewegungsunruhigen Kindern, aggressiven Verhaltensstörungen, schweren depressiven Verstimmungen oder ängstlichen Verhaltensstörungen und Zwängen). Psychotische Erkrankungen werden in jedem Fall medikamentös behandelt.

Im Kindes und Jugendalter sind die meisten Psychopharmaka nicht zugelassen und bedürfen zusammen mit Eltern und Vormündern einer genauen Abwägung der Situation und des Verhaltens des Kindes/Jugendlichen zwischen Wirkung und Nebenwirkung bezogen auf seine Diagnose im ICD10.

Sollten Medikamente eingesetzt werden müssen, so sind auch diese eher im Sinne „einer Krücke“ zu verstehen, die vorübergehend helfen kann, aber nicht helfen muss. Eine Indikation ist also i.d.R. kein Muss. Stets bleibt abzuwägen was der Gewinn ist und mit welchen Nebenwirkungen man ihn bezahlen muss.

Da wir Ärzte nicht beabsichtigen unseren Patienten zu schaden, sind wir auf deren unbedingte Mithilfe angewiesen. Es erfordert viel Erfahrung und gemeinsame Arbeit und Auseinandersetzung mit den jeweiligen Gegebenheiten, um das richtige Medikament, mit der richtigen Dosierung zu finden und stets angepasst zu geben!

Dies bedeutet also auch, dass es regelmässiger Gespräche bedarf um herauszuspüren, ob sich was verändert hat und was an der medikamentösen Behandlung verändert werden kann. Das bedeutet sowohl Gespräche mit den Eltern oder Erziehern, wie auch mit dem Patienten selber!

Antipsychotika oder auch Neuroleptika

In erster Linie sollen Neuroleptika die Wahrnehmung beeinflussen und lässtige Wahnwahrnehmungen und Stimmungen reduzieren helfen. Diese Sorte Medikamente wurden entwickelt um Psychosen zu heilen.

Was Wahnwahrnehmungen auslösen können und wodurch es passiert, was also krankheitsverursachend oder verhindernd sein kann ist noch nicht ausreichend erforscht. Es gibt sehr viele verschiedene Neurotransmitter und dafür die unterschiedlichsten Rezeptoren, die alle miteinander kooperieren. Eine Veränderung dieser hierachischen Ordnung zueinander, kann die unterschiedlichsten störenden Symptome auslösen unter anderen auch Wahnsymptome und Veränderungen in der Stimmung, d.h. den Gefühlen.

Antipsychotika werden als Phasenprophylaxe bei bipolaren Erkrankungen gegeben und bei akutem Auftreten von Psychosen mit manischen u depressiven Zügen. Niederpotente Antipsychotika haben eine schlafanstossende Wirkung, weshalb sie vorwiegend abends gegeben werden können.
Sie können auf Erregungen ausgleichend wirken und auf starke Bewegungsarmut belebend.
Durch diese speziellen Wirkungen und Nebenwirkungen ist es wichtig, genau zu überlegen, wann, wem und in welcher Dosierung sie gegeben werden sollen.

Wenn Antipsychotika/Neuroleptika indiziert sind, dann häufig um unangenehme negative spontane Verhaltensweisen einzuschränken, oder Wahnwahrnehmungen zu reduzieren.
Das kann dann auch dazu führen, dass positive Spontanität, die auch kreativ und witzig ist, nur noch eingeschränkt möglich ist. Ebenfalls kann diese Sorte der Psychopharmaka die motorische Beweglichkeit, die Agilität, Wendigkeit negativ einschränken.
Oft ist es dann so, dass die Patienten darüber klagen, sie seien nicht mehr sie selbst, sie wären wie ferngesteuert oder fühlen sich als Robotter…

Antipsychotika wirken auf die persönliche individuelle Spontanität eingrenzend und blockierend. Auch die Körperbewegungen werden reduziert und können weniger ausladend sein.
Die Wirkungen sind immer individuell unterschiedlich und sollten daher stets besprochen werden.

Antidepressiva

gegen depressive Stimmungen und Energielosigkeit, Zwänge, Ängste, Schmerzen

Antidepressiva haben ein breites Spektrum in dem sie eingesetzt werden können. Auch hier muss genau überlegt werden welches Antidepressivum das erfolgversprechendste ist. Es muss abgewogen werden zwischen der erwünschten Zielwirkung und der „am ehesten“ zu vermeidenden Nebenwirkung.

Es gibt Antidepressiva die gleichzeitig beruhigen und sogar schmerzlindernd wirken, wiederum andere haben eine antriebssteigernde Wirkung die manchmal dazu führt, dass man nicht mehr schlafen kann.

Der Vorteil von Antidepressiva ist, dass sie auch eine therapeutische Wirkung haben. Durch die Erhöhung von Seretonin/ Noradrenalin u.a.  (Botenstoffe) im Synapsenspalt zweier Nervenzellen, kann nicht nur die Stimmung verbessert werden, sondern damit auch die Haltung zu einer Situation. Das kann zu neuen Erfahrungen führen und damit auch langfristig Einfluss auf die Persönlichkeitsstruktur des Menschen haben. So hat die beste heilende und verändernde Wirkung die Zusammenarbeit gleichzeitiger Psychotherapie und auch medikamentöser Therapie.

Der Nachteil an Antidepressiva ist, dass Absetzversuche zu Reboundphänomenen führen können, die so schwer aushaltbar sind, dass man wieder zur Einnahme dieser Sorte Medikamente neigt. Es wäre also wichtig, sehr sehr langsam diese Medikamente auszuschleichen.

Beruhigungsmittel (Tranquilizer)

bei innere Anspannung und Angst

Anxiolytika

gegen Panik und Angst

Es gibt eigens für diese Störungen zugelassene Medikamente für Erwachsene, die in der Regel abhängig machen und ein hohes Suchtpotential erzeugen. Ich lehne ab, diese Sorte von Medikamente zu rezeptieren, weil ich die Abhängigkeit durch diese Medikamente vermeiden will.

Es ist jedoch in Ausnahmefällen vertretbar und auch nur, als ein Bedarfsmedikament für einen kurzen Zeitraum dh einige Tage, was aber im Einzelfall genau überprüft werden sollte. Hinzu kommt, dass solche Medikamente von mir nur verschrieben werden, wenn ich dem Patienten zu traue, damit sorgfältig um zu gehen. Das wiederum bedingt wechselseitiges Vertrauen zueinander, was meines Erachtens nur aufgrund einer psychotherapeutischen Beziehung möglich ist.

Schlafmittel

Bei Schlafmitteln kommt hinzu, dass sie häufig die REM-Phasen (Traumphasen) blockieren, und damit kontraproduktiv für den therapeutischen Prozess sind. Während einer Psychotherapie kann es zu einer erhöhten und verlängerten REM-Phase kommen, was oft für den Patienten sehr belastend ist. Das Gute an diesen Traumphasen ist, (das Gute im Schlechten) dass sie die psychische Verarbeitung einer Schwierigkeit andeuten!

Schlafhygiene

Um besser schlafen zu können, wäre es also wichtig, Bewegungsmangel zu vermeiden und gerade den Abend ritualisiert ablaufen zu lassen.

Schlafmittel können die Vergesslichkeit erhöhen, was dann im Alltag und Arbeits/Schulleben erneut zu Schwierigkeiten führt.

Zu Joggen oder  „zu  marschieren“ auf reizarmen, bereits bekannten Wegen  (keine Shoppingtour oder Radtouren) fördern die innere Auseinandersetzung und Verarbeitung mit sich selber und gleichzeitig sorgen sie für die körperlich Erschöpfung, die für den Tiefschlaf erforderlich ist. Es gibt sicherlich noch andere sehr individuelle Tätigkeiten für jeden einzelnen, die diesen Prozess anfeuern.

Ebenfalls wäre es für eine gesunde Schlafhygiene wichtig ab 21Uhr auf Tätigkeiten am Bildschirm zu verzichten. Der helle Bildschirm vermeidet die Ausschüttung des körpereigenen Schlafhormons Melatonin.

Antidepressiva und Antipsychotika(Neuroleptika)  haben ebenfalls oft auch beruhigende und schlafanstossende Wirkungen, genauso wie es Antipsychotika  gibt mit leicht antidepressiver Wirkung.
Dies wird dann persönlich zusammen überlegt und gemeinsam abgewogen!

Im Kindes und Jugendalter sind die meisten Psychopharmaka nicht zugelassen und bedürfen zusammen mit Eltern und Vormündern eine genaue Abwägung der Situation und des Verhaltens des Kindes/Jugendlichen zwischen Wirkung und Nebenwirkung bezogen auf seine Diagnose im ICD10 oder auch demnächst dem ISCD11.

Da wir Ärzte nicht beabsichtigen unseren Patienten zu schaden, sind wir auf deren unbedingte Mithilfe angewiesen. Es erfordert viel Erfahrung und gemeinsame Arbeit und Auseinandersetzung mit den jeweiligen Gegebenheiten, um das richtige Medikament, mit der richtigen Dosierung zu finden und stets angepasst zu geben!

„ADHS“ (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) und Psychostimulantien

Die Auffälligkeiten des „Zappelphilipps“ sind seit über 100 Jahre bekannt und seit dieser Zeit bemühen sich unterschiedliche Erziehungsstile diese Auffälligkeiten „weg zu erziehen“, mit unterschiedlichem Erfolg.

Man geht von einer Entwicklungsstörung im frontalen Bereich des Gehirnes aus. Die kausalen Ursachen sind wie so oft nur vermutbar, da vermutlich mehrere Bedingungen zusammenkommen müssen,  um diese Störung zu verursachen.

Den wissenschaftlichen Untersuchungen zu Folge, gibt es eine hohe genetische Komponente, aber auch Umweltbedingungen (mütterlicher Stress während der Schwangerschaft und den ersten Entwicklungsjahren, Einnahme von Medikamenten, Drogen, Erkrankungen) können bei der späteren Ausprägung dieser Auffälligkeiten eine Rolle spielen.

Am wirkungsvollsten sind die Medikamente gegen Entwicklungsstörungen (ADS) und gegen Bewegungsunruhe(ADHS)

Es sind vorwiegend Psychostimmulanzien die auf die neuronalenen Rezeptoren von Noradreanalin und Dopamin im vorderen Teil des Gehirns einwirken. Dort sitzt auch das Belohnungszentrum (Nuccleulus accumbens) was mit hilft, die Fokussierung auf ein bestimmtes Thema aufrechtzuerhalten.

Diese Medikamente wirken sehr spezifisch, haben teilweise suchterzeugende Wirkung, können das Wachstum und den Appetit blockieren, können depressionsfördernd wie auch entlastend wirken und können den Schlaf blockieren. Ebenfalls haben sie auch Auswirkungen auf Herz, Niere und Leber, weshalb vorher Basisuntersuchungen (EKG-Ableitung, kardiale Diagnostik) helfen sollen, die Wirksamkeit dieser Medikamente genauer  zu differenzieren und um Nebenwirkungen der Herz-Kreislauf-Erkrankungen auszuschliessen.

Es sollte genau Wirkung/Nutzen und Folgen gegeneinander abgewogen werden.Ebenfalls  sollten die verschiedenen Einnahmemöglichkeiten miteinander abgewogen werden.

Die Medikamentengabe beruht auf Verlässlichkeit zwischen Eltern und ärztlichem Therapeut. Sie darf keinesfalls in die Hände der Patienten (Kinder) gegeben werden und sollten von den Eltern verantwortlich an die Kinder weiter gegeben werden.(Was aber eigentlich für alle Medikamente gelten sollte!)