Unsicheres Bindungsverhalten

Kinder die in den ersten 18 bis 36 Monaten keine Einheitlichkeit im Verhalten bei ihren Bezugspersonen erlebt haben, insbesondere sehr früh von Ihrer Mutter getrennt wurden, z.B. hervorgerufen durch Trennungen, Krankheit, Partnerkonflikte der Eltern, Tod und Trauer, können kein sicheres Bindungsverhalten erlernen.Stattdessen lernen sie misstrauisch ihre Umwelt zu beobachten. 
Jeder neue Mensch, der eine Bindung anbietet, dh. Interesse zeigt das Kind kennen zu lernen, könnte missverstanden werden. Das Kind wird vorsichtig und misstrauisch, verweigernd und innerlich unbeteiligt reagieren. Es besteht ja die Gefahr wieder fallen gelassen zu werden! Und mit jeder Bindung an jemand Neuen könnte die Hoffnung, gehalten zu werden, enttäuscht werden. Oder man  könnte sich ausgeliefert und ohnmächtig fühlen. 
Gleichzeitig werden Konflikte als „Lebensbedrohung“ empfunden. Dieser „Tanz“ auf Messers Schneide ist für viele Familien schwer auszuhalten und zu ertragen. Besonders in der Pubertät, in der Kinder Vieles gerne hinterfragen, wird das besonders deutlich!

Einerseits kämpfen sie verzweifelt um Autonomie und gegen die Liebe, Ängste, Sorgen und Bindung ihrer Eltern an, denen sie sich fast ausgeliefert fühlen. Gleichzeitig schaffen sie mit dem Kampf eine Verbundenheit zu den Eltern, die sie ja eigentlich bekämpfen wollen – aus lauter Angst vor Ablehnung, also der Wiederholung von Trennungen aus den ersten Lebenswochen und Monaten. Dies ist ein Paradoxon – ein Machtkampf, den keine Seite gewinnt. 
Gleichzeitig dient dieser Prozess der Persönlichkeitsentwicklung, d.h. Widersprüche des Lebens auszuhalten zu lernen. Diesen Tanz um Nähe und Distanz durchzuhalten und neue Schritte auszuprobieren obliegt individueller Möglichkeiten, viel Kreativität, herzlichem Humor und auch Empathie!
Es ist unsere gemeinsame Aufgabe nach Lösungen zu suchen, sie auszuprobieren und auszuhalten.

Sicherlich gibt es die Möglichkeit Medikamente einzusetzen. Oft ist das eine Notlösung, wenn alle anderen Ideen nicht geholfen haben. Lieber jedoch wäre mir ohne Medikamente Wege zu finden, die Veränderungen bewirken und Entwicklung aushaltbarer machen, sowohl für das Kind, als auch seine Eltern.